9. Station

Zum Themen-Weg «Versöhnung» schlug ich der Pfarrei ein steinernes Zeichen vor. Versöhnung ist in der Regel kein Kinderspiel, sie gehört zu den schwierigen Aufgaben der Menschheit – meist eben hart wie Stein. Als Steinsorte wurde ein Muschelkalkstein aus der Gegend von Estavayer gewählt, eine Ablagerung von abertausenden Muschelschalen aus dem damaligen Urmeer. Ein Symbol für Lebewesenschützende Hausbauten der stummen Natur. Ohne Lebewesen sind die Behausungen nur harte Schalen. Nur Materialsymbolik reicht aber nicht für einen an Menschen gerichteten Versöhnungsstein.

Versöhnung ist in erster Linie TUN. Darum will dieser Stein Menschen zum Handeln einladen, und zwar zu gegenseitigem. So gibt es neben dem Mittelstein noch zwei Sitzsteine, bei denen man «innehalten» und sich «zusammensetzen» soll, sozusagen begünstigende Voraussetzungen für ein schwieriges Unternehmen. Der Mittelstein, selbst von Motiven «Haus» und «Mensch» gestaltet, bietet dann den dabeisitzenden auf Armhöhe einen doppelseitigen Zugriff ins Zentrum des Steines – um sich darin diskret und verborgen die Hände zu reichen, als Zeichen der Wiedergutmachung.

Auf der Rückseite des Mittelsteines ist auf Bodenhöhe das Einladungswort «Versöhnen» herausgemeiselt. Versöhnung verleiht wieder Boden unter den Füssen. Diese Station liegt sozusagen am Wendepunkt des geplanten Versöhnungsweges. Man soll vorher schon ein Stückweit gegangen sein. Die vorausgehenden Stationen (die im Laufe der Zeit dazukommen werden) dürften Vorbereitungscharakter für die Zielsetzung dieses Weges haben: dass die Besucher irgendwie erleichtert zurückkehren werden.

Franz Hobi, Künstler