Eigentlich hatte sich der Kirchenchor Ballwil die vollständige Version der «Toggenburger Passion» vor zwei Jahren vorgenommen. Die Vorbereitungen waren weit gediehen, als die Pandemie Einhalt gebot. Am 22. Mai hat sich der Wunsch nun doch noch erfüllt – und wie!

In der dicht besetzten Pfarrkirche nahm die packende Geschichte vom Leiden Jesu, von Tod, Auferstehung und Erfüllung ihren Lauf: Klage, Verzweiflung, Hohn und Spott, Hingabe, Hoffnung – in einer Musik, die sich stark an die Toggenburger Volksmusik anlehnt, aber auch ganz eigene Töne findet.

Chor in Hochform
Der mit einigen Gästen verstärkte Chor wirkte spontan und sang sich zur Hochform, die Instrumentalisten sorgten für eine feine Klangvielfalt und Kolorit. Ganz fabelhaft führten die beiden Solisten, Noëmi Sohn, Sopran, und Andreas Schib, Bass, durch das Geschehen. Dirigent Hannes Roesti hielt die Fäden bis zum aushauchenden Pianissimo fest in der Hand.

Eine Entdeckung
«Diese Passion ist eine Entdeckung», erklärte nach der Aufführung der langjährige Radiojournalist Christoph Brander in seinem Kultur-Blog (Brander Live). Als «Heimweh-Toggenburger» war er nach Ballwil gekommen, um sich das Werk zum ersten Mal anzuhören, und reagierte begeistert: «Dirigent Hannes Roesti unterstreicht die Spannung, die zwischen Leiden und Erlösung liegt, indem er die Momente der Verzweiflung und der Angst bewusst langsam angeht, geradezu meditativ auskostet, und als Kontrast dann die beiden Solisten, das erfrischend junge Instrumentalensemble und den Chor in der Freude, im Jubel regelrecht anpeitscht, mit Tempo und fortissimo. Mit ganz offensichtlicher Lust lässt der Chor die bedrückenden Ereignisse von Golgotha in einem Fest der Zuversicht enden.»

Spende für Kriegsopfer
Das Publikum, spürbar berührt, spendete stehend mächtigen Applaus und darüber hinaus via Kollekte einen tollen Beitrag von Fr. 4 147.– zugunsten der Ukraine-Kriegsopfer. Ein herzliches Dankeschön geht auch an die Sponsoren, die das Projekt grosszügig unterstützten.